Erich Kästner

Donnerstag, 10. Mai 2007

Erich Kästner

Erich Kästner (* 23. Februar 1899 in Dresden; † 29. Juli 1974 in München) war ein deutscher Schriftsteller, Drehbuchautor und Kabarettist, der breiten Kreisen der deutschen Bevölkerung vor allem wegen seiner humorvollen, scharfsinnigen Kinderbücher und seiner humoristischen bis zeitkritischen Gedichte bekannt ist.
Leben
Dresden 1899-1919
Kästner wuchs in Mietshäusern der Königsbrücker Straße in der Äußeren Neustadt von Dresden auf. In der Nähe, am Albertplatz, befindet sich im Erdgeschoss der damaligen Villa seines Onkels Franz Augustin heute das Erich Kästner Museum.
Kästners Vater Emil Kästner war Sattler. Seine Mutter, Ida Kästner geb. Augustin, war Dienstmädchen und Heimarbeiterin und wurde mit Mitte Dreißig Friseurin. Mit seiner Mutter pflegte Kästner eine äußerst intensive Beziehung: in seiner Leipziger und Berliner Zeit verfasste er täglich intimste Briefe oder Postkarten an seine Mutter. Auch in seinen Romanen lässt sich immer wieder das Motiv einer „Übermutter“ finden. Später kamen Gerüchte auf, dass der jüdische Arzt Emil Zimmermann (1864–1953) – der Hausarzt der Familie – sein leiblicher Vater gewesen sei. Diese Gerüchte wurden aber nie bestätigt.
Kästner besuchte seit 1913 das Freiherr von Fletchersche Lehrerseminar in der Marienallee in Dresden-Neustadt, brach die Ausbildung zum Volksschullehrer jedoch drei Jahre später, kurz vor Ausbildungsende, ab. Viele Details aus dieser Schulzeit finden sich in dem Buch „Das fliegende Klassenzimmer“ wieder. Seine Kindheit beschrieb Kästner in dem 1957 erschienenen autobiographischen Buch „Als ich ein kleiner Junge war“, dort kommentiert er den Beginn des Ersten Weltkriegs mit den Worten „Der Weltkrieg hatte begonnen, und meine Kindheit war zu Ende“. 1917 wurde er zum Militärdienst einberufen und absolvierte seine Ausbildung in einer Einjährig-Freiwilligen-Kompanie der schweren Artillerie. Die Brutalität der Ausbildung prägte Kästner nachhaltig und machte ihn zum Antimilitaristen; zudem zog er sich durch den harten Drill seines Ausbilders Waurich eine lebenslange Herzschwäche zu. Waurich wurde hierfür in einem Gedicht Kästners (Sergeant Waurich) kritisch bedacht. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges absolvierte er das Abitur mit Auszeichnung und erhielt dafür das Goldene Stipendium der Stadt Dresden.
Leipzig 1919-1927
Im Herbst 1919 begann Kästner in Leipzig das Studium der Geschichte, Philosophie, Germanistik und Theaterwissenschaft. Aufgrund der Inflation und seiner schwierigen finanziellen Situation nahm Kästner meherere Nebenjobs an, u.a. verkaufte er Parfüm und sammelte die Börsenkurse für einen Buchmacher. Kästner promovierte 1925 zum Thema „Friedrich der Große und die deutsche Literatur“. Sein Studium finanzierte Kästner schon bald aus eigenen Einnahmen als Journalist und Theaterkritiker für das Feuilleton der „Neuen Leipziger Zeitung“. 1927 wurde dem zunehmend kritisch werdenden Kästner gekündigt, nachdem seinem von Erich Ohser illustrierten erotischen Gedicht „Abendlied des Kammervirtuosen“ Frivolität vorgeworfen worden war. Im selben Jahr zog Kästner nach Berlin, von wo aus er jedoch unter dem Pseudonym Berthold Bürger weiter als freier Kulturkorrespondent für die Neue Leipziger Zeitung schrieb. Kästner veröffentlichte später noch unter vielen anderen Pseudonymen, wie z. B. Melchior Kurtz, Peter Flint, Robert Neuner.
Berlin 1927-1933
Kästners Berliner Jahre von 1927 bis zum Ende der Weimarer Republik 1933 gelten als seine produktivste Zeit. In wenigen Jahren stieg er zu einer der wichtigsten intellektuellen Figuren Berlins auf. Er publizierte seine Gedichte, Glossen, Reportagen und Rezensionen in verschiedenen Periodika Berlins. Regelmäßig schrieb er als freier Mitarbeiter für verschiedene Tageszeitungen, wie das Berliner Tageblatt und die Vossische Zeitung sowie für die Zeitschrift Die Weltbühne. Hans Sarkowicz und Franz Josef Görtz, die Herausgeber der Gesamtausgabe von 1998, nennen im Nachwort des der Publizistik Kästners gewidmeten Bandes über 350 nachweisbare Artikel von 1923 bis 1933; die tatsächliche Zahl dürfte höher liegen. Dass so vieles heute verloren ist, mag damit zusammenhängen, dass Kästners Wohnung im Februar 1944 völlig ausbrannte.
1928 veröffentlichte Kästner sein erstes Buch Herz auf Taille, eine Sammlung von Gedichten aus der Leipziger Zeit. Bis 1933 folgten drei weitere Gedichtbände. Mit seiner Gebrauchslyrik avancierte Kästner zur wichtigsten Stimme der Neuen Sachlichkeit.
Im Herbst 1928 erschien mit Emil und die Detektive Kästners erstes und bis heute berühmtestes Kinderbuch. Die Detektivgeschichte entstand auf Anregung der Weltbühnen-Verlegerin Edith Jacobsohn. Das Buch wurde allein in Deutschland über zwei Millionen Mal verkauft und bis heute in 59 Sprachen übersetzt. Für die Kinderliteratur der damaligen Zeit mit ihren aseptischen Märchenwelten äußerst ungewöhnlich war, dass der Roman in der Gegenwart der Großstadt Berlin spielte. Mit Pünktchen und Anton (1931) sowie dem Fliegenden Klassenzimmer (1933) schrieb Kästner in den folgenden Jahren zwei weitere gegenwartsbezogene Kinderbücher. Einen wesentlichen Anteil am Erfolg der Bücher hatten die Illustrationen von Walter Trier.
Gerhard Lamprechts Verfilmung von Emil und die Detektive wurde 1931 ein großer Erfolg. Kästner war jedoch mit dem Drehbuch unzufrieden. In der Folge arbeitete er als Drehbuchautor für die Studios in Babelsberg.
Als Kästners einziger Roman von literarischer Bedeutung gilt das 1931 veröffentlichte Werk Fabian – Die Geschichte eines Moralisten. Der in fast filmischer Technik geschriebene Roman – schnelle Schnitte und Montagen sind wichtige Stilmittel – spielt im Berlin der frühen 1930er Jahre. Am Beispiel des arbeitslosen Germanisten Jakob Fabian beschreibt Kästner darin das Tempo und den Trubel der Zeit wie auch den Niedergang der Weimarer Republik.
Von 1927 bis 1929 hatte Kästner zunächst in der Prager Straße 6 in Berlin-Wilmersdorf, von 1929 bis 1944 in der Roscherstraße 16 in Berlin-Charlottenburg gewohnt.
Berlin 1933-1945
Im Gegensatz zu fast allen seinen regimekritischen Kollegen emigrierte Kästner nach der (NS-)Machtergreifung am 30. Januar 1933 nicht. Zwar fuhr er unmittelbar danach für kurze Zeit nach Meran und in die Schweiz, wo er auch bereits emigrierte Kollegen traf, dann jedoch kehrte er nach Berlin zurück. Kästner begründete diesen Schritt u. a. damit, dass er vor Ort Chronist der Ereignisse sein wolle. Mindestens genauso wichtig dürfte aber sein, dass er seine Mutter nicht alleine lassen wollte. Mit dem Epigramm Notwendige Antwort auf überflüssige Fragen (aus: Kurz und bündig) lieferte er gewissermaßen selbst auch eine Antwort:
Ich bin ein Deutscher aus Dresden in Sachsen.
Mich läßt die Heimat nicht fort.
Ich bin wie ein Baum, der – in Deutschland gewachsen –
wenn's sein muß, in Deutschland verdorrt.
Kästner wurde mehrmals von der Gestapo vernommen und aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Seine Werke wurden bei der Bücherverbrennung als „wider den deutschen Geist“ verbrannt, was er selbst aus nächster Nähe beobachtete. Der Aufnahmeantrag Kästners in die Reichsschrifttumskammer wurde wegen seiner „kulturbolschewistischen Haltung im Schrifttum vor 1933“ abgelehnt. Dies war gleichbedeutend mit einem Publikationsverbot für das Deutsche Reich. In der Schweiz konnte Kästner harmlose Unterhaltungsromane wie „Drei Männer im Schnee“ (1934) veröffentlichen. Mit einer Ausnahmegenehmigung lieferte Kästner 1942 unter dem Pseudonym „Berthold Bürger“ das Drehbuch zu „Münchhausen“, dem prestigeträchtigen Jubiläumsfilm der UFA. 1944 wurde Kästners Wohnung in Berlin-Charlottenburg durch Bomben zerstört. Anfang 1945 gelang es ihm, mit einem Filmteam zu angeblichen Dreharbeiten nach Mayrhofen in Tirol zu reisen, wo er das Kriegsende erlebte. Diese Zeit hielt er in einem 1961 unter dem Titel Notabene 45 veröffentlichten Tagebuch fest.
München 1945-1974
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zog Kästner nach München, wo er bis 1948 das Feuilleton der Neuen Zeitung leitete und die Kinder- und Jugendzeitschrift Pinguin herausgab. Gleichzeitig widmete sich Kästner in München verstärkt dem literarischen Kabarett. So arbeitete er für Die Schaubude (1945–1948) sowie Die kleine Freiheit (ab 1951) und für den Hörfunk. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Nummern, Lieder, Hörspiele, Reden und Aufsätze, die sich mit dem Nationalsozialismus, dem Krieg und der Realität im zerstörten Deutschland auseinandersetzten, u.a. das Marschlied 1945, das Deutsche Ringelspiel und das Kinderbuch Die Konferenz der Tiere.
Kästners Optimismus der unmittelbaren Nachkriegszeit wich umso mehr der Resignation, wie die Westdeutschen mit Währungsreform und Wirtschaftswunder versuchten, zur Tagesordnung überzugehen. Hinzu kamen die bald erstarkenden Stimmen für eine Remilitarisierung. Seinem Anti-Militarismus blieb Kästner treu - er trat bei Ostermärschen als Redner auf und wandte sich später auch entschieden gegen den Vietnamkrieg. Er veröffentlichte jedoch immer weniger, wozu auch sein zunehmender Alkoholismus beitrug. Kästner fand keinen Anschluss an die Nachkriegsliteratur und wurde in den 50er und 60er Jahren überwiegend als Kinderbuchautor wahrgenommen und gewürdigt. Die Wiederentdeckung seines literarischen Werks aus der Zeit der Weimarer Republik begann erst ab den 70er Jahren (Fabian wurde erst 1980 verfilmt).
Dennoch war Kästner sehr erfolgreich. Seine Kinderbücher verkauften sich gut und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und verfilmt, Kästner wurde vielfach geehrt. 1951 erhielt er für das beste Drehbuch (für den Film Das doppelte Lottchen) das Filmband in Gold, 1956 den Literaturpreis der Stadt München und 1957 den Georg-Büchner-Preis. 1959 wurde ihm das große Bundesverdienstkreuz verliehen, 1960 folgte der Hans-Christian-Andersen-Preis und 1968 der Lessing-Ring (zusammen mit dem Literaturpreis der deutschen Freimaurer).
1951 wurde Kästner Präsident des westdeutschen P.E.N.-Zentrums, ein Amt, das er bis 1962 inne hatte; 1965 wurde er zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Außerdem war er einer der Begründer der Internationalen Jugendbibliothek in München.
Kästner blieb lebenslang unverheiratet. Seine beiden letzten Kinderbücher (Der kleine Mann und Der kleine Mann und die kleine Miss) verfasste er für seinen 1957 geborenen Sohn Thomas.
Kästner war häufiger Vorleser seiner eigenen Werke. Bereits in den 20er Jahren besprach er Schelllackplatten mit seinen zeitkritischen Gedichten. In den Verfilmungen seiner Kinderbücher war er mehrfach die Erzählerstimme, wie auch in der ersten Hörspielbearbeitung von Pünktchen und Anton. Des Weiteren sprach er für das „Literarische Archiv“ der Deutschen Grammophon eine Auswahl seiner Gedichte, auch Epigramme und seine Till Eulenspiegel-Bearbeitung nahm er für die Sprechplatte auf. Nicht zuletzt bestritt Kästner diverse literarische Solo-Abende, so z.B. im Münchener Cuvelliés-Theater oder las für den Hörfunk z. B. aus seinem Werk „Als ich ein kleiner Junge war“.
Nach seinem Tod am 29. Juli 1974 im Münchner Krankenhaus Neuperlach wurde er auf dem Bogenhausener Friedhof in München-Bogenhausen beigesetzt.
Werke
• Herz auf Taille, 1928
• Emil und die Detektive, 1928
• Lärm im Spiegel, 1929
• Leben in dieser Zeit, 1929
• Ein Mann gibt Auskunft, 1930
• Das letzte Kapitel, 1930
• Ballade vom Nachahmungstrieb, 1930
• Arthur mit dem langen Arm, 1931
• Pünktchen und Anton, 1931
• Der 35. Mai, 1932
• Das verhexte Telefon, 1932
• Fabian. Die Geschichte eines Moralisten, 1931
• Gesang zwischen den Stühlen, 1932
• Das fliegende Klassenzimmer, 1933
• Drei Männer im Schnee, 1934
• Emil und die drei Zwillinge, 1934
• Die verschwundene Miniatur, 1935
• Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke 1936
• Der Zauberlehrling (Romanfragment) 1936
• Georg und die Zwischenfälle (Der kleine Grenzverkehr), 1938
• Das doppelte Lottchen, 1949
• Die Konferenz der Tiere, 1949
• Die dreizehn Monate, 1955
• Die Schule der Diktatoren, 1957
• Als ich ein kleiner Junge war, 1957
• Notabene 45, 1961
• Das Schwein beim Friseur, 1962
• Der kleine Mann, 1963
• Der kleine Mann und die kleine Miss, 1967
Filmographie
Mehr als 40 Filme sind in vielen Ländern nach Kästners Werken entstanden, die bekanntesten sind:
• 1931 – Dann schon lieber Lebertran – Regie: Max Ophüls (mit Alfred Braun, Käthe Haack, Hannelore Schroth-Haack, Gert Klein u.a.)
• 1931 – Emil und die Detektive – Regie: Gerhard Lamprecht; Drehbuch: Billy Wilder (als: Billie Wilder) (mit Rolf Wenkhaus und Käthe Haack)
• 1935 – Emil and the Detectives – Regie: Milton Rosmer
• 1936 – Tři muži ve sněhu – Tschechische Verfilmung von Drei Männer im Schnee
• 1936 – Stackars miljonärer – Schwedische Version von Drei Männer im Schnee
• 1938 – Paradise for Three – Regie: Edward Buzzell (mit Robert Young, Mary Astor und Sig Ruman)
• 1940 – Frau nach Maß – Regie: Helmut Käutner (mit Hans Söhnker)
• 1943 – Münchhausen – Regie: Josef von Báky, Drehbuch: Erich Kästner als Berthold Bürger (mit Hans Albers und Brigitte Horney)
• 1943 – Der kleine Grenzverkehr – Regie: Hans Deppe (mit Willy Fritsch)
• 1950 – Das doppelte Lottchen – Regie: Josef von Báky (mit Antje Weisgerber)
• 1953 – Twice upon a Time – Regie: Emeric Pressburger (britische Version vom Doppelten Lottchen)
• 1953 – Pünktchen und Anton – Regie: Thomas Engel (mit Hertha Feiler, Paul Klinger und Jane Tilden)
• 1954 – Emil und die Detektive – Regie: Robert A. Stemmle (mit Peter Finkbeiner und Heli Finkenzeller)
• 1954 – Das fliegende Klassenzimmer – Regie: Kurt Hoffmann (mit Paul Dahlke, Paul Klinger und Erich Ponto)
• 1955 – Drei Männer im Schnee – Regie: Kurt Hoffmann (mit Paul Dahlke, Günther Lüders, Claus Biederstaedt und Nicole Heesters)
• 1961 – The Parent Trap – Regie: David Swift (mit Maureen O'Hara - US-amerikanische Version vom Doppelten Lottchen)
• 1963 – Liebe will gelernt sein – Regie: Kurt Hoffmann (mit Martin Held, Barbara Rütting und Götz George)
• 1964 – Emil and the Detectives – Regie: Peter Tewksbury (mit Walter Slezak und Heinz Schubert)
• 1969 – Konferenz der Tiere – Zeichentrickfilm von Curt Linda
• 1973 – Das fliegende Klassenzimmer – Regie: Werner Jacobs (mit Joachim Fuchsberger und Heinz Reincke)
• 1974 – Drei Männer im Schnee – Regie: Alfred Vohrer (mit Klaus Schwarzkopf, Roberto Blanco, Thomas Fritsch und Susanne Uhlen)
• 1980 – Fabian – Regie: Wolf Gremm (mit Hans Peter Hallwachs)
• 1994 – Charlie und Louise. Das doppelte Lottchen – Regie: Joseph Vilsmaier (mit Corinna Harfouch und Heiner Lauterbach sowie Fritzi und Floriane Eichhorn)
• 1995 – It Takes Two (Eins und eins macht vier) – Regie: Andy Tennant mit Ashley und Mary-Kate Olsen – eine weitere Version des Doppelten Lottchen Themas
• 1998 – Ein Zwilling kommt selten allein (The Parent Trap) – Regie: Nancy Meyers (mit Dennis Quaid, Lindsay Lohan – noch eine US-Fassung des Doppelten Lottchen)
• 1999 – Pünktchen und Anton – Regie: Caroline Link (mit Juliane Köhler, August Zirner und Meret Becker)
• 2001 – Emil und die Detektive – Regie: Franziska Buch (mit Jürgen Vogel, Maria Schrader und Kai Wiesinger)
• 2003 – Das fliegende Klassenzimmer – Regie: Tomy Wigand (mit Ulrich Noethen, Sebastian Koch und Piet Klocke)
Werkausgaben
• Erich Kästner: Bei Durchsicht meiner Bücher. Eine Auswahl aus vier Versbänden. Atrium, Zürich 1985, ISBN 3-85535-912-1
• Erich Kästner: Gedichte. Reclam, Stuttgart 1987, ISBN 3-15-008373-7
• Erich Kästner: Werke in neun Bänden. Hanser, München/Wien 1998, ISBN 3-446-19563-7
Literatur
• Gwendolyn von Ambesser: Schaubudenzauber – Geschichte und Geschichten eines legendären Kabaretts. Edition AV, Lich/Hessen 2006, ISBN 3-936049-68-8
• Dagmar Nick (Hrsg.): Edmund Nick, Das literarische Kabarett – Die Schaubude 1945-1948. Seine Geschichte in Briefen und Songs. edition monacensia im Allitera Verlag, München 2004, ISBN 3-86520-026-5
• Franz Josef Görtz, Hans Sarkowicz: Erich Kästner – Eine Biographie. Piper, München/Zürich 2003, ISBN 3-492-23760-6
• Sven Hanuschek: Keiner blickt dir hinter das Gesicht. Das Leben Erich Kästners. Hanser, München 1999, ISBN 3-423-30871-0
• Philipp W. Hildmann: „Die immer quälender werdende Last des Schulsacks“. Zur Rezeption Ernst Troeltschs in Erich Kästners früher Publizistik. In: Literatur in Bayern. Vierteljahresschrift für Literatur, Literaturkritik und Literaturwissenschaft 83 (2006). S. 51-55.
• Klaus Kordon: Die Zeit ist kaputt – Erich Kästner. Beltz und Gelberg, Weinheim 1998, ISBN 3-407-78782-0
• Sylvia List (Hrsg.), Erich Kästner: Das große Erich Kästner Lesebuch. dtv, München 1999, ISBN 3-423-12618-3
Das doppelte Lottchen
Das doppelte Lottchen ist ein Roman von Erich Kästner, der 1949 in Deutschland erschien, aber schon in der Nazizeit als Filmtreatment entstanden war. 1942 hatte Kästner, als er wieder vorübergehend als Drehbuchautor arbeiten durfte, den Stoff dem Regisseur Josef von Baky vorgeschlagen. Als Kästner kurz darauf wieder Schreibverbot erhielt, mussten beide das Filmprojekt fallen lassen. Nach Kriegsende 1945 arbeitete Kästner die Geschichte dann zunächst zu einem Roman aus.
Handlung
Zwei neunjährige Mädchen, die freche Luise Palfy aus Wien und die höfliche, bescheidene Lotte Körner aus München, treffen in einem Ferieninternat in Seebühl am Bühlsee aufeinander. Es stellt sich heraus, dass die beiden Zwillinge sind und durch die Trennung ihrer Eltern auseinander gerissen wurden. Luises Vater ist Komponist in Wien, und Lottes Mutter, die wieder ihren alten Familiennamen angenommen hat, arbeitet in München. Am Ende der Ferien vertauschen die Zwillinge ihre Rollen, was wegen der unterschiedlichen Fähigkeiten und Charaktereigenschaften zu einiger Verwirrung bei ihren nichtsahnenden Eltern führt. Als der Vater eine neue Beziehung beginnt, wird Lotte vor Kummer krank; die Mutter erfährt durch einen Zufall von der Begegnung der Schwestern und schließlich auch von der Krankheit. Mutter und Luise fahren nach Wien, wo die Familie wieder zusammenfindet.
Bewertung
Der Inhalt des Romans war für damalige Verhältnisse ziemlich radikal: Erich Kästner war der erste Autor der Nachkriegszeit, der sich an das Thema Scheidung in einem Kinderbuch wagte. Dies war auch der Grund, weswegen das Buch heftig diskutiert wurde. Das doppelte Lottchen wurde durch die Verfilmung ein großer Erfolg und erhielt als erster Film den Bundesfilmpreis.
Aus dem Kanon der Kinderbücher von Erich Kästner sticht dieses Werk aufgrund der für ihn ungewöhnlichen Figuren hervor: Es kommt nicht nur eine moderne, zeitgemäße Mutterfigur vor, die alleinerziehend und berufstätig ist, sondern auch die Rolle des kindlichen Vorbildes ist nicht von einem Jungen besetzt, was sonst bei Erich Kästner üblich ist: Lotte, einer der Zwillinge, zeigt die Tugenden, die üblicherweise Kästners "Musterknaben" aufweisen: Mut, Ehrlichkeit und Wohltätigkeit. Auch der Vater ist mit den "Schattenseiten" seines Wesens eine interessante Figur: Ihm wird die wesentliche Schuld am - vorläufigen - Scheitern der Ehe gegeben.
Ein weiterer Unterschied zu seinen anderen 'Kinderromanen' ist der Entwicklungsgedanke, den Kästner hier sehr prononciert verfolgt:
• Das Kind hatte sich verändert. Und nun begann sich also auch die junge Frau zu verändern. (nach einem gemeinsamen Ausflug von Mutter und Tochter in die Berge)
• Er ist wirklich älter geworden. Fast sieht er schon wie ein richtiger Mann aus, ihr ehemaliger Mann. (Gedanken der Mutter über ihren - noch - Ex-Mann)
• Lottchens Krankheit lässt sich ohne weiteres als 'Katharsis zur Reife' auffassen - und gibt der Handlung ja auch die entscheidende Wendung
Kästner gönnt seinen Figuren also eine Entwicklung, hin zu einem - natürlich - glücklichen gemeinsamen Ende.
Filme
Die Geschichte "Das doppelte Lottchen" wurde bereits mehrfach verfilmt.
Die Verfilmungen beziehen sich dabei mehr oder weniger auf das Buch von Erich Kästner.
• 1950 Das doppelte Lottchen, BRD/Österreich , Regie: Josef von Báky (die Verfilmung hält sich recht genau an das Buch, Erich Kästner ist der Erzähler und zu Beginn des Films kurz zu sehen. Die Zwillinge werden von Jutta und Isa Günther, geb. 1938, dargestellt).
• 1961 Die Vermählung ihrer Eltern geben bekannt (The Parent Trap), USA, Regie: David Swift (die Handlung wurde auf amerikanische Verhältnisse abgeändert, ein Zwilling lebt mit dem Vater in Kalifornien, der andere mit der Mutter in Boston. Die Zwillinge werden von Hayley Mills in einer Doppelrolle gespielt)
• 1989 Ein Zwilling kommt selten allein (The parent trap III), Regie: Mollie Miller
• 1994 Charlie & Louise – Das doppelte Lottchen, Deutschland, Regie: Joseph Vilsmaier (die Zwillinge stammen dieses Mal aus Berlin und Hamburg, sie werden von Floriane und Fritzi Eichhorn gespielt)
• 1995 Eins und Eins macht Vier (It takes two), USA, Regie: Andy Tennant (die Handlung – Treffen einander in den Ferien, enorme Ähnlichkeit, Rollentausch um Eltern/Vormund zusammen zu bringen – gleicht vorwiegend der von Kästner, allerdings sind es dieses Mal – im Sinne Kästners – astrologische Zwillinge, die aber von echten Zwillingen gespielt werden. Die Vorlage von Erich Kästner wird im Vor- bzw. Nachspann nicht erwähnt)
• 1998 Ein Zwilling kommt selten allein (The Parent Trap), USA, Regie: Nancy Meyers (Neuverfilmung des Disney-Films von 1961, die Kinder kommen dieses Mal aus Kalifornien und London. Lindsay Lohan spielt beide in einer Doppelrolle.)
• 2003 Der chaotische Elterntausch (Tur & retur), Schweden, Regie: Ella Lemhagen
• 2004 Ein Zwilling ist nicht genug Deutschland, Regie: Brigitte Müller (in dieser Verfilmung treffen die Zwillinge – beide von Ann-Kathrin Kramer dargestellt – erst als Erwachsene aufeinander. Die Eltern sind bereits tot, sie tauschen dennoch die Plätze in ihrem Leben und im Beruf. Sogar das Buch von Erich Kästner wird innerhalb der Handlung erwähnt, als die Zwillinge von ihrem Kindermädchen die Details der Scheidung erfahren – „Dann haben sie sich an das Buch von Kästner erinnert“ – „Es geht doch nichts über eine humanistische Bildung!“)
Emil und die Detektive
Emil und die Detektive ist ein Kinderbuch von Erich Kästner.
Handlung
Der 1928 erschienene Roman handelt von dem zwölfjährigen Jungen Emil Tischbein, der während einer Reise zu Berliner Verwandten in der Eisenbahn bestohlen wird. Emil verfolgt den Dieb, Herrn Grundeis, quer durch Berlin, um sein Geld zurückzubekommen. Dabei kommen ihm andere Kinder zu Hilfe. Gemeinsam erwischen sie schließlich den Dieb, und Emil erhält eine Belohnung, da er einen Verbrecher gestellt hat, der nicht nur ein Dieb, sondern auch ein gesuchter Bankräuber war.
In dem Buch werden Humor, Abenteuer und Milieuschilderung von Kästner bunt gemischt. Es gelang ihm dabei, eine spannende und doch tiefsinnige Geschichte zu erzählen, deren neuartiger Ton die Kinderliteratur anregte. Zuvor waren Bücher für Kinder fast durchgehend märchenhaft, moralisierend oder beides zugleich.
Entstehungsgeschichte
Erich Kästner wurde von der Verlegerin der Weltbühne, Edith Jacobsohn, angeregt, für den Berliner Kinderbuchverlag Williams & Co. ein Buch zu schreiben. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Kästner Gedichte veröffentlicht (Herz auf Taille, 1928) und als Redakteur bei Tageszeitungen gearbeitet, Kritiken und Feuilletons verfasst. Innerhalb weniger Wochen entstand die Geschichte von Emil, dem Jungen, der erfolgreich einen Dieb durch Berlin verfolgt.
Kästner, der selbst mit Vornamen Emil Erich hieß, ließ sich bei den Figuren Emils und seiner Mutter von seiner Autobiograhie inspirieren. Namentlich taucht der erwachsene Kästner in der Handlung auf - in seinem realen Beruf als Zeitungsjournalist. Für die Geschichte griff Kästner auf ein Erlebnis aus seiner Kindheit in Dresden zurück: Dort verfolgte und stellte er eine Betrügerin, die seine Mutter, eine Friseurin, geschädigt hatte. Bei einem Bankeinbruch, der in dem Buch erwähnt wird, handelt es sich vermutlich um den Diskonto-Einbruch der Brüder Sass.
Die Illustrationen stammen von Walter Trier. Das Buch erschien im Herbst 1929 und wurde ein großer Erfolg. Fünf Jahre später wurde es von den Nazis in der Folge der Bücherverbrennungen geächtet.
Eine Fortsetzung verfasste Kästner 1934 unter dem Titel Emil und die drei Zwillinge.
Verfilmungen
• 1931 Emil und die Detektive (1931), Regie: Gerhard Lamprecht
• 1935 Emil und die Detektive, Großbritannien, Regie: Milton Rosmer
• 1950 Argentinien, Regie: Antonio Momplet
• 1954 Emil und die Detektive (1954), Regie: Robert Adolf Stemmle
• 1956 Japan, Regie: Mitsuo Wakasugi
• 1958 Brasilien, Regie: Alberto Pieralisi
• 1964 Emil und die Detektive, USA, Regie: Peter Tewksbury
• 1973 Emil und die Detektive (1973), Regie: Werner Jacobs
• 2001 Emil und die Detektive (2001), Regie: Franziska Buch

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