Donnerstag, 10. Mai 2007

Astrid Lindgren

Astrid Lindgren (* 14. November 1907 in Vimmerby; † 28. Januar 2002 in Stockholm; gebürtig Astrid Anna Emilia Ericsson) war eine schwedische Schriftstellerin.
Astrid Lindgren gehört zu den bekanntesten Kinderbuchautoren der Welt. Sie ist die geistige Mutter von Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter, Madita, Mio und vieler anderer Figuren.
Leben
Astrid Lindgren wurde am 14. November 1907 in Näs bei Vimmerby in Småland als zweites Kind des Pfarrhofpächters Samuel August Ericsson (1875–1969) und seiner Ehefrau Hanna Ericsson geb. Jonsson (1879–1961) geboren. Sie hatte einen älteren Bruder, Gunnar (1906–1974), und zwei jüngere Schwestern, Stina (geb. 1911) und Ingegerd (1916–1997). Ihre Kindheit hat sie stets als besonders glücklich beschrieben. Nach ihrem Schulabschluss 1924 arbeitete sie eine Zeitlang bei der Zeitung in Vimmerby („Wimmerby Tidning“) als Volontärin. Während dieser Zeit, mit 18 Jahren und unverheiratet, wurde sie schwanger, was damals als für Ledige ungebührlich angesehen wurde. Sie lehnte es ab, den Vater ihres Kindes, den Chefredakteur der Zeitung, zu heiraten und zog für eine Ausbildung zur Sekretärin nach Stockholm. Dort fand sie Unterstützung durch die Anwältin Eva Andén, die sich für die Rechte junger Frauen einsetzte. Am 4. Dezember 1926 gebar sie ihren Sohn Lars (genannt Lasse, gest. 1986) durch deren Vermittlung im „Ringhospitalet“ in Kopenhagen, der einzigen skandinavischen Klinik, die keine offiziellen Meldungen über Geburten weitergab, und brachte ihn zunächst in Kopenhagen in einer Pflegefamilie unter. 1927 trat sie als Nachfolgerin der später als Schauspielerin berühmten Zarah Leander in der Schwedischen Buchhandelszentrale („Svenska Bokhandelscentralen“) in Stockholm ihre erste Stellung an. Ihre Bewerbung war kurz und überzeugend: „Nehmen Sie mich! Ich bin sehr reif für eine Neunzehnjährige!“ 1928 wurde sie Sekretärin im „Königlichen Automobil-Club“ („Motormännens Riksförbund“), wo ihr späterer Ehemann Sture Lindgren (1898–1952) als Bürovorsteher arbeitete. 1929 wurde Lasses Pflegemutter krank, worauf Astrid den Jungen zu sich nach Stockholm holte. Im darauffolgenden Frühling brachte sie ihn zu ihren Eltern nach Näs, und sie und Sture beschlossen zu heiraten. Um besser kochen zu lernen, verbrachte sie den Sommer mit Lasse bei ihren Eltern. Im April 1931, mit 23 Jahren, heiratete sie Sture Lindgren. Mit ihm und ihrem Sohn zog die junge Sekretärin in die Vulcanusgatan im Vasaviertel in Stockholm. Am 21. Mai 1934 wurde ihre Tochter Karin, die spätere Übersetzerin Karin Nyman, geboren.
Von 1937 an arbeitete sie als Stenographin für den schwedischen Professor für Kriminalistik Harry Söderman. Das dort „abgeschaute“ Fachwissen baute sie ab 1946 in ihre drei Kalle-Blomquist-Romane mit ein.
Für Karin erfand Astrid Lindgren die Geschichten um Pippi Langstrumpf ab dem Winter 1941, als die Tochter krank im Bett lag und sich den lustigen Namen ausgedacht hatte. Erst im März 1944, als sie selbst wegen eines verstauchten Knöchels zu Hause bleiben musste, schrieb sie das Manuskript als Geschenk zum zehnten Geburtstag ihrer Tochter nieder und reichte einen Durchschlag beim schwedischen Verlagshaus „Albert Bonniers Buchverlag“ ein. Die Geschichte der frechen Seemannstochter wurde abgelehnt, der Verlagschef Gerhard Bonnier gestand später: „Ich hatte selbst kleine Kinder und stellte mir voller Entsetzen vor, was passieren würde, wenn sie sich dieses Mädchen zum Vorbild nähmen.“ Aber Astrid Lindgren hatte ihren Spaß am Schreiben entdeckt. Sie schrieb das Mädchenbuch „Britt-Mari erleichtert ihr Herz“, das den zweiten Platz in einem Wettbewerb des Verlags „Rabén & Sjögren“ gewann. Die Jury war überrascht, als sie erfuhr, dass „eine ganz gewöhnliche Hausfrau aus der Dalagatan“ die Autorin ist. Bestärkt durch diese Anerkennung packte Astrid Lindgren das Pippi-Manuskript neu an. Sie reichte das überarbeitete Manuskript bei „Rabén & Sjögren“ ein und bekam diesmal den ersten Preis. Pippi Langstrumpf stürmte mit der Erstveröffentlichung die Herzen der Leser. Im Herbst 1949 erschien das erste Buch mit dem selbstbewussten, unangepassten Mädchen auch in Deutschland und bildete den Anfang des Kinderbuchprogramms des Friedrich-Oetinger-Verlags.
Astrid Lindgren schrieb ihre Texte erst schnell und stenografisch und überarbeitete sie dann sieben, acht und mehr Male, bis sie jedes Wort so hatte, wie es sein soll. Ihre Bücher wurden zum Teil auch verfilmt. Sie behielt jedoch immer die Kontrolle und Vermarktungsrechte über die Filme. Zeit ihres Lebens verhinderte sie erfolgreich, dass es Merchandisingartikel ihrer Figuren gab.
Astrid Lindgren wohnte ab 1941 bis zu ihrem Tod in der Dalagatan 46 im Vasaviertel in Stockholm. Ihr Wohnhaus trägt heute das Hinweisschild: Astrid Lindgrens Hem 1941 - 2002. Im Jahr 1965 erhielt sie den Schwedischen Staatspreis für Literatur und kaufte im selben Jahr ihr Geburtshaus in Näs. Allein in Deutschland tragen 90 Schulen den Namen der bekannten Schwedin, die sich zeitlebens aktiv für Menschenrechte, insbesondere auch für die Rechte der Kinder und den Tierschutz einsetzte. Kritisch und besorgt verfolgte sie außerdem die zunehmende Gewaltbereitschaft unter Kindern und Jugendlichen. So brachte die schwedische Tageszeitung „Expressen“ sie 1995 mit dem Skinhead Niklas S. zusammen, den sie, wie später berichtet wurde, mit einem einzigen Satz („Versprich mir, daß du mit diesen Skinheadereien Schluss machst. Sonst kann ich dich gar nicht mehr so liebhaben.“) zur Vernunft bringen konnte.
1973 wurde Die Brüder Löwenherz Gegenstand einer teilweise heftigen Debatte im schwedischen Parlament, da die darin enthaltene „Sage vom Tod und nichts als dem Tod“ angeblich den Selbstmord verherrliche. Astrid Lindgren selbst bezeichnete das als „Buch vom Tod“ verschriene Werk selbst als ihr „Trostbuch“, vor allem nach dem Tod ihrer Geschwister Gunnar und Ingegerd. Sie war selbst Mitglied im Verein „Das Recht auf unseren Tod“, der sich für das Recht auf ein würdiges Sterben einsetzt, um bei etwaigem unheilbaren oder sinnlosen Leiden ihrem Leben notfalls selbst ein Ende zu setzen.
1974 lachte die schwedische Fernsehnation über sie, als sie zum 80. Geburtstag ihrer Freundin Elsa Olenius mit dieser zusammen um die Wette auf einen Baum kletterte. Schließlich gebe es „kein Verbot für alte Weiber, auf Bäume zu klettern“.
Zum ersten Mal mischte sie sich 1976 in die politische Debatte ein, als die Steuergesetzgebung dazu führte, dass Selbstständige (wozu in Schweden auch Schriftsteller zählen) bis zu 100% an Steuer- und Sozialabgaben zahlen mussten. Sie selbst stellte die Behauptung auf, sie hätte eine Steuerlast von 100,1%. Später rechnete ihr der damalige Finanzminister Gunnar Sträng vor, dass sie als Rentnerin „nur“ 85% Steuern zahlen musste.
In der weiteren Auseinandersetzung schrieb sie das Steuermärchen Pomperipossa in Monismanien:
http://www.astrid-lindgren.de/omastrid/politik/possa1.htm
http://www.taz.de/pt/2002/01/29/a0101.nf/text.ges%2C1
http://www.zeit.de/stimmts/1999/199917_stimmts_lindgren
Astrid Lindgren rief, obwohl seit den dreißiger Jahren selbst Mitglied, zur Abwahl der Sozialdemokraten auf, um diese „von ihrer Machtvergiftung zu reinigen“. Dies sei, auch wenn sie mit der neuen Regierung nicht einverstanden wäre, der einzige Weg um die Demokratie in Schweden zu stärken. Ihr Steuermärchen wurde daraufhin von der liberalen Folkpartiet zu Wahlkampfzwecken missbraucht, wogegen sie heftig protestierte. Bei der nächsten Wahl wurde die sozialdemokratische Regierung, damals unter Olof Palme nach über 40 Jahren tatsächlich abgewählt.
1978 hielt sie zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels eine vielbeachtete Rede („Niemals Gewalt!“) in der Frankfurter Paulskirche, in der sie insbesondere zur gewaltfreien Erziehung von Kindern auffordert. Ihr 90. Geburtstag wurde in Schweden wie ein Nationalfeiertag begangen.
Astrid Lindgren starb am 28. Januar 2002 im Alter von 94 Jahren in ihrer Stockholmer Wohnung Dalagatan 46, in der sie über 60 Jahre lang gelebt hatte, an den Folgen einer Virusinfektion.
Auszeichnungen (Auswahl)
• 1963 - Wahl in die Samfundet de Nio (Gesellschaft der Neun)
• 1965 - Schwedischer Staatspreis für Literatur
• 1971 - Große Goldmedaille der schwedischen Akademie für Literatur
• 1973 - Dr. phil. h. c. der Universität Linköping
• 1975 - Königlich Schwedische Medaille Litteris et Artibus
• 1978 - Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
• 1986 - Selma-Lagerlöf-Preis
• 1986 - Lego-Preis
• 1987 - Leo-Tolstoi-Preis
• 1994 - Ehrenpreis des Alternativen Nobelpreises
• 1995 - DIVA-Award
• 1999 - Wahl zur „Schwedin des Jahrhunderts“
Auszeichnungen für einzelne Werke
• 1944 - 2. Preis „Mädchenbücher 10-15 Jahre“ des Verlages „Rabén & Sjögren“ für Britt-Mari erleichtert ihr Herz
• 1945 - 1. Preis „Kinderbücher 6-10 Jahre“ des Verlages „Rabén & Sjögren“ für Pippi Langstrumpf
• 1946 - geteilter 1. Preis „Jugendkrimis“ des Verlages „Rabén & Sjögren“ für Meisterdetektiv Blomquist
• 1946 - Literaturpreis der Zeitung „Svenska Dagbladet“ für Pippi Langstrumpf
• 1950 - Nils-Holgersson-Plakette für Im Wald sind keine Räuber
• 1956 - Prämie des Deutschen Jugendbuchpreises für Mio, mein Mio
• 1958 - Hans-Christian-Andersen-Medaille für Rasmus und der Landstreicher
• 1970 - Lewis Carroll Shelf Award für Tomte Tummetott
• 1970 - „Heffaklump“ der Zeitung „Expressen“ für Michel bringt die Welt in Ordnung
• 1971 - Iranischer Kinderbuchpreis für Pippi Langstrumpf
• 1973 - Lewis Carroll Shelf Award für Pippi Langstrumpf
• 1973 - Silberner Griffel für Lotta zieht um
• 1974 - Medaille des Lächelns für Pippi Langstrumpf und Karlsson vom Dach
• 1974 - Medaille des Schwedischen Buchhandels für Die Brüder Löwenherz
• 1975 - Silberner Griffel für Die Brüder Löwenherz
• 1978 - Premio Bancarelino für Die Brüder Löwenherz
• 1979 - Wilhelm-Hauff-Preis für Die Brüder Löwenherz
• 1979 - Janusz-Korczak-Preis für Die Brüder Löwenherz
• 1983 - Silberner Griffel für Ronja Räubertochter
Werke (Auswahl)
• Britt-Mari erleichtert ihr Herz (Britt-Mari lättar sitt hjärta, 1944)
• Kerstin und ich (Kerstin och jag, 1945)
• Pippi Langstrumpf:
o Pippi Langstrumpf (Pippi Långstrump, 1945)
o Pippi Langstrumpf geht an Bord (Pippi Långstrump går om Bord, 1946)
o Pippi in Taka-Tuka-Land (Pippi Långstrump i Söderhavet, 1948)
• Kalle Blomquist:
o Meisterdetektiv Blomquist (Mästerdetektiven Blomkvist, 1946)
o Kalle Blomquist lebt gefährlich (Mästerdetektiven Blomkvist lever farligt, 1951)
o Kalle Blomquist, Eva-Lotte und Rasmus (Kalle Blomkvist och Rasmus, 1953)
• Bullerbü:
o Wir Kinder aus Bullerbü (Alla vi barn i Bullerbyn, 1947)
o Mehr von uns Kindern in Bullerbü (Mera om oss barn i Bullerbyn, 1949)
o Immer lustig in Bullerbü (Bara roligt i Bullerbyn, 1952)
o Weihnachten in Bullerbü (Jul i Bullerbyn, 1962)
o Lustiges Bullerbü (Vår i Bullerbyn, 1965)
o Kindertag in Bullerbü (Barnens dag i Bullerbyn, 1966)
• Im Wald sind keine Räuber (Nils Karlsson-Pyssling, 1949)
• Sammelaugust und andere Kinder (Kajsa Kavat, 1950)
• Kati:
o Kati in Amerika (Kati i Amerika, 1950)
o Kati in Italien (Kati på Kaptensgatan, 1952)
o Kati in Paris (Kati i Paris, 1954)
• Mio, mein Mio (Mio, min Mio, 1954)
• Karlsson vom Dach:
o Karlsson vom Dach (Lillebror och Karlsson på taket, 1955)
o Karlsson fliegt wieder (Karlsson på taket flyger igen, 1962)
o Der beste Karlsson der Welt (Karlsson på taket smyger igen, 1968)
• Nils Karlsson-Däumling (Nils Karlsson-Pyssling flyttar in, 1956)
• Rasmus und der Landstreicher (Rasmus på luffen, 1956), Verfilmt als Rasmus und der Vagabund
• Rasmus, Pontus und der Schwertschlucker (Rasmus, Pontus och Toker, 1957)
• Lotta und andere Kinder aus der Krachmacherstraße:
o Die Kinder aus der Krachmacherstraße (Barnen på Bråkmakargatan, 1958)
o Lotta zieht um (Lotta på Bråkmakargatan, 1961)
o Na klar, Lotta kann radfahren (Visst kan Lotta cykla, 1971)
o Lotta kann fast alles (Visst kan Lotta nästan allting, 1977)
o Natürlich ist Lotta ein fröhliches Kind (Visst är Lotta en glad unge, 1990)
• Klingt meine Linde (Sunnanäng, 1959)
• Tomte Tummetott:
o Tomte Tummetott (Tomten, 1960)
o Tomte und der Fuchs (Räven och Tomten, 1966)
• Madita:
o Madita (Madicken, 1960)
o Madita und Pims (Madicken och Junibackens Pims, 1976)
o Guck mal, Madita, es schneit (Titta, Madicken, det snöar!, 1983)
o Als Lisabet sich eine Erbse in die Nase steckte (När Lisabet pillade in en ärta i näsan, 1991)
o Wie gut, dass es Weihnachtsferien gibt, sagte Madita (Jullov är ett bra påhitt, sa Madicken, 1993)
• Michel aus Lönneberga:
o Michel in der Suppenschüssel (Emil i Lönneberga, 1963)
o Michel muss mehr Männchen machen (Nya hyss av Emil i Lönneberga, 1966)
o Michel bringt die Welt in Ordnung (Än lever Emil i Lönneberga, 1970)
o Als Klein-Ida auch mal Unfug machen wollte (När lilla Ida skulle göra hyss, 1984)
o Michels Unfug Nummer 325 (Emils Hyss nr 325, 1985)
o Nur nicht knausern, sagte Michel aus Lönneberga (Inget knussel, sa Emil i Lönneberga, 1986)
• Ferien auf Saltkrokan (Vi på Saltkråkan, 1964)
• Die Brüder Löwenherz (Bröderna Lejonhjärta, 1973)
• Das entschwundene Land (Samuel August från Sevedstorp och Hanna i Hult, 1975)
• Ronja Räubertochter (Ronja rövardotter, 1981)
• Mein Småland (Mitt Småland, 1987)
• Im Land der Dämmerung (I Skymningslandet, 1994)
Literatur
• Paul Berf, Astrid Surmatz (Hrsg.): Astrid Lindgren. Zum Donnerdrummel! Ein Werk-Porträt. Zweitausendeins, Frankfurt 2000 ISBN 3-8077-0160-5
• Manuela Bialek, Karsten Weyershausen: Das Astrid-Lindgren-Lexikon. Alles über die beliebteste Kinderbuchautorin der Welt. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004 ISBN 3-89602-534-1
• Vivi Edström: Astrid Lindgren. Im Land der Märchen und Abenteuer. Oetinger, Hamburg 1997 ISBN 3-7891-3402-3
• Maren Gottschalk: Jenseits von Bullerbü. Die Lebensgeschichte der Astrid Lindgren. Beltz & Gelberg, Weinheim 2006 ISBN 3-407-80970-0
• Jörg Knobloch (Hrsg.): Praxis Lesen: Astrid Lindgren: A4-Arbeitsvorlagen Klasse 2-6, AOL-Verlag, Lichtenau 2002 ISBN 3-89111-653-5
• Sybil Gräfin Schönfeldt : Astrid Lindgren. 10. Aufl., Rowohlt, Reinbek 2000 ISBN 3-499-50371-9
• Margareta Strömstedt: Astrid Lindgren. Ein Lebensbild. Oetinger, Hamburg 2001 ISBN 3-7891-4717-6
• Astrid Surmatz: Pippi Långstrump als Paradigma. Die deutsche Rezeption Astrid Lindgrens und ihr internationaler Kontext. Francke, Tübingen, Basel 2005 ISBN 3-7720-3097-1
Preise
• Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preis
• Astrid-Lindgren-Preis
Astrid-Lindgren-Preis 2007 wohl einmalig: zu ihrem hundertsten Geburtstag vom Oetinger-Verlag für ein unveröffentlichtes deutsches Kinderbuchmanuskript 10.000 Euro (Autorennachwuchs - Einsendeschluß: Jahresende 2006).
Ronja Räubertochter
Ronja Räubertochter ist die Hauptfigur aus dem gleichnamigen Kinderbuch von Astrid Lindgren, das 1981 unter dem Originaltitel "Ronja rövardotter" in Schweden erschien. Die Illustrationen sind von Ilon Wikland. Übersetzungen in zahlreiche Sprachen sind erhältlich.
Ronja Räubertochter ist der einzige Roman Astrid Lindgrens, der vollständig in einer fiktiven Welt spielt.
Handlung
Ronja ist die Tochter des Räuberhauptmanns Mattis und seiner Frau Lovis. Sie wächst auf der Mattisburg zusammen mit ihren Eltern und deren Räuberbande auf, bis sie eines Tages Birk Borkason, den Sohn des verfeindeten Räuberhauptmanns Borka und dessen Frau Undis, kennenlernt. Deren Sippe (die Borkaräuber) hat sich in einem durch Blitzschlag vom Hauptbau getrennten Gebäudeteil der Mattisburg eingenistet. Dieser Teil wird als Borkafeste bezeichnet. Als der Konflikt zwischen den beiden Sippen eskaliert, ziehen Ronja und Birk gemeinsam in eine Höhle im Wald. Mattis' Sehnsucht nach seiner Tochter bewegt ihn schließlich dazu, mit Borka in Dialog zu treten, um schließlich den Konflikt zu lösen. Das ganze Buch dreht sich auch um einen Konflikt zwischen Eltern und Kindern. Mattis will, dass Ronja auch Räuberin wird, aber Ronja hält vom Räuberhandwerk sehr wenig und entscheidet sich letztendlich gegen diese Berufswahl. Mehrfach steht die Liebe zwischen Tochter und Vater auf Messers Schneide.
Adaption
Das Buch wurde 1984, ebenfalls unter dem Titel Ronja Räubertochter sehr erfolgreich für das Kino verfilmt, gelegentlich wurde der Spielfilm im Fernsehen auch als Miniserie aufgeführt.
Literatur
• Astrid Lindgren: Ronja Räubertochter. Oetinger Verlag, 1982, ISBN 3789129402 (236 Seiten
Michel aus Lönneberga
Michel aus Lönneberga (schwedisch Emil i Lönneberga) ist eine Kinderbuch-Romanfigur von Astrid Lindgren.
Die Michel-Geschichten wurden ab 1963 veröffentlicht und Anfang der 70-er Jahre verfilmt. Sie wurden in Buchform, als Hörspiel, als Fernsehserie und durch drei Spielfilme Klassiker der Kinder- und Familienunterhaltung in ganz Europa.
Die deutschen Übersetzungen der Michel-Geschichten stammen von Karl Kurt Peters, Anna-Liese Kornitzky und Senta Kapoun.
Im schwedischen Original trägt die Figur Michel den Namen Emil. Der Name wurde im Deutschen geändert, um Verwechslungen mit der Kinderbuchfigur Emil Tischbein aus „Emil und die Detektive“ und „Emil und die drei Zwillinge“ von Erich Kästner zu vermeiden.
Regisseur der Michel-Filme war Olle Hellbom, die Titelrolle spielt Jan Ohlsson.
In einer Forsa-Umfrage, die der Fernsehsender RTL im Jahr 2004 in Auftrag gegeben hat, wurde „Michel aus Lönneberga“ zur beliebtesten Kinderserie der deutschen Fernsehgeschichte gewählt.
Inhalt
Michel Svensson lebt Ende des 19. Jahrhunderts / Anfang des 20. Jahrhunderts (siehe auch unten Abschnitt „Erzählte Zeit“) auf dem Hof Katthult in dem Dorf Lönneberga in Småland in Schweden zusammen mit Vater Anton, Mutter Alma, seiner Schwester Klein-Ida, dem Knecht Alfred und der Magd Lina. Dort und in ganz Småland stellt Michel allerlei Unfug an.
Immer, wenn Michel etwas angestellt hat, wird er in den Tischlerschuppen gesperrt, wo er dann meistens kleine Holzmännchen schnitzt. So entsteht mit der Zeit eine beachtliche Holzmännchen-Sammlung.
Viele Ereignisse in den Abenteuern von Michel aus Lönneberga werden oftmals aber fälschlicherweise als hinterlistige Streiche ausgelegt, nur weil die Folgen mit sehr viel Unannehmlichkeiten für die Eltern und die Bewohner von Lönneberga verbunden sind. So verschluckt Michel versehentlich ein Geldstück oder er fällt von Stelzen durch ein Fenster in eine Schüssel mit Blaubeersuppe, er stellt eine Rattenfalle auf, in die sein Vater tritt, oder er sperrt den Vater unwissend im Toilettenhäuschen ein.
Andererseits ist Michel sehr hilfsbereit und gutherzig. So versucht er beispielsweise der Magd Lina auf vielfache Weise einen Zahn zu ziehen oder er lädt die Menschen aus dem Armenhaus am Weihnachtstag zu einem Festessen ein. Besondere Anerkennung bekommt Michel, als er den schwerkranken Knecht Alfred bei schlimmsten Schneestürmen mit dem Pferdeschlitten zum Arzt nach Mariannelund bringt und Alfred so vor dem tödlichen Ausgang einer schweren Blutvergiftung bewahrt.
Veröffentlichungen
Ab 1963 sind eine Vielzahl verschiedener Medien mit den Geschichten von Michel aus Lönneberga erschienen. Im folgenden sind die für den deutschsprachigen Raum wichtigsten Veröffentlichungen aufgeführt.
In Klammern sind jeweils die Erscheinungsjahre und die schwedischen Original-Titel angegeben, die für die deutschen Ausgaben aber nicht immer wörtlich übersetzt wurden.
Romane, Filme und Hörspiele
Folgende drei Michel-Romane sind beim Verlag Friedrich Oetinger erschienen, deren Titel auch gleichzeitig die Titel der deutschsprachigen Spielfilme sind:
• Michel in der Suppenschüssel (Teil 1; „Emil i Lönneberga“, Buch 1963 und Film 1971)
• Michel muß mehr Männchen machen (Teil 2; „Nya hyss av Emil i Lönneberga“, Buch 1966 und Film 1972)
• Michel bringt die Welt in Ordnung (Teil 3; Buch „Än lever Emil i Lönneberga“, 1970 und Film „Emil och griseknoen“, 1973)
Die Zusammenstellung und Abfolge der Episoden in den Spielfilmen sind nicht identisch mit den Abenteuern und deren Erzählfolge der jeweiligen Buchtitel.
Die drei Romane gibt es auch als Sammelband mit dem Titel „Immer dieser Michel“ („Stora Emilboken“, 1984).
Außerdem wurden einzelne Episoden auf MC und CD sowie die 13 Folgen der Fernsehserie auf DVD veröffentlicht, in denen teilweise Szenen enthalten sind, die in den Spielfilmen nicht gezeigt werden.
Kurzgeschichten und Bilderbücher
Später wurden noch folgende neue Kurzgeschichten veröffentlicht:
• Als Klein-Ida auch mal Unfug machen wollte („När lilla Ida skulle göra hyss“, 1984)
• Michels Unfug Nummer 325 („Emils hyss nr 325“, 1985)
• Nur nicht knausern, sagte Michel aus Lönneberga („Inget knussel, sa Emil i Lönneberga“, 1986)
Diese drei Geschichten sind auch in dem Sammelband „Michel und Klein-Ida aus Lönneberga“ („Ida och Emil i Lönneberga“, 1989) enthalten.
Ebenfalls sind bislang vier Bilderbuch-Ausgaben von den bekanntesten Michel-Geschichten mit Zeichnungen von Björn Berg erschienen:
• Michel aus Lönneberga („Den där Emil“, 1972)
• Mehr von Michel aus Lönneberga („När Emil skulle dra ut Linas tand“, 1976)
• Der Tag, an dem Michel besonders nett sein wollte („Emil med paltsmeten“, 1995)
• Als Michel den Kopf in die Supenschüssel steckte („Emil och soppskålen“, 1996)
Die vier Bilderbücher sind in dem Buch „Das große Bilderbuch von Michel aus Lönneberga“ zusammengefasst.
Michel mit doppeltem Boden – ein Spaß auch für Erwachsene
Astrid Lindgren wählt für die Michel-Romane die Perspektive einer auktorialen Erzählerin (siehe Typologisches Modell der Erzählsituationen), welche angebliche Aufzeichnungen von Michels Mutter als Quelle benutzt. Diese Verdoppelung der Perspektive schafft interessante Möglichkeiten, zwischen einem reinen Nacherzählen der Vorlage (die Aufzeichnungen der Mutter) und eingestreuten Kommentaren der Erzählerin zu wechseln, was auch für fortgeschrittene Leser reizvoll ist.
Weiter wird erkennbar, dass Astrid Lindgren die Figuren ganz unterschiedlich aufstellt: Während Personen wie die Magd Lina und zum größeren Teil auch der Vater in ihren Handlungen recht vorhersagbar und stereotyp geschildert werden, ist ihr insbesondere bei Michel als Hauptperson an einer hochdifferenzierten Darstellung gelegen.
Das Verhältnis zum Vater und die darin schlummernden Konfliktpotentiale sind ein wesentlicher Antrieb für viele der erzählten Situationen. Gelegentlich – besonders deutlich zum Beispiel am Ende des Kapitels über die Auktion in Backhorva – wird sichtbar, dass Astrid Lindgren das Verhältnis zwischen Michel und seinem Vater nach dem klassischen Muster des Konflikts zwischen einem jungen Genie und einem alten Meister angelegt hat.
Eines der ältesten bekannten Beispiele dafür ist der trickreiche „Betrug“ Jakobs an seinem Herrn und Schwiegervater Laban im Alten Testament (siehe den Textabschnitt 1. Mose Kap. 30). Das Muster findet sich auch in Richard Wagners Oper Siegfried oder im Verhältnis des Romanhelden Grenouille zum Parfumeur Baldini in Das Parfum von Patrick Süskind.
Erzählte Zeit
Die Schilderung von Einzelheiten des bäuerlichen Lebens und die Abwesenheit von motorgetriebenen Fahrzeugen legen eine zeitliche Einordnung der Geschichte Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts nahe.
Diese zeitliche Einnordnung lässt sich anhand von zwei realen Ereignissen, die in die Michel-Geschichten eingegangen sind, konkretisieren:
1. Gegen Ende des ersten Bandes, als Dorfbewohner für Michels Eltern Geld sammeln und dadurch erreichen wollen, dass die Eltern ihn „nach Amerika schicken“, weil er in ihren Augen zu viel Unfug macht, argumentiert die Magd Lina gegen ein solches Abschieben in die USA: Sie habe in der „Vimmerby-Post“ von dem großen Erdbeben drüben in Amerika gelesen, und beides – also Michel und ein Erdbeben – sei den Amerikanern nicht zuzumuten. Diese Anmerkung bezieht sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf das Erdbeben von San Francisco aus dem Jahr 1906.
2. Eine weitere Geschichte behandelt die Angst im Dorf vor dem Kommen eines großen Kometen, der Gerüchten zufolge auf die Erde einschlagen und den Weltuntergang hervorrufen soll. Die Stimmung, die in dieser Geschichte wiedergegeben wird, trifft ziemlich genau die reale Weltuntergangsangst, die in vielen Teilen der Welt vor dem Erscheinen des Halleyschen Kometen im Jahr 1910 herrschte.
Michel in der Schweiz
In der Schweiz wurden die Geschichten von Michel an lokale Begebenheiten angepasst: Sein Name wurde in „Michel vo der Schwand“ geändert und die Geschichten ins Entlebuch versetzt. Vertont wurden sie als Kinderhörspiele mit Emil Steinberger als Erzähler.
Karlsson vom Dach
Karlsson vom Dach (auch als Film, allerdings unter der korrekten Übersetzung Karlsson auf dem Dach, erschienen) ist eine Kinderbuch-Romanfigur der Schwedin Astrid Lindgren.
Karlsson hat Ähnlichkeiten mit Pippi Langstrumpf. Wie sie lebt er in ungewöhnlichen Lebensumständen: Pippi lebt elternlos in einer großen Villa, Karlsson lebt allein in einem Haus auf dem Dach. Beide lassen sich nicht in die Gesellschaft einordnen. Beide verfügen über phantastische Fähigkeiten: Pippi ist übermenschlich stark, Karlsson hat einen auf dem Rücken befestigten Propeller, mit dessen Hilfe er fliegen kann. Es gibt jedoch auch große Unterschiede zwischen ihnen: Pippi ist selbstlos, mitfühlend und hilfsbereit, Karlsson ist selbstsüchtig, gierig und unzuverlässig. Außerdem ist Karlsson kein Kind mehr, sondern nach eigener Aussage ein „Mann in seinen besten Jahren“, obwohl er nicht größer als ein Kind ist.
Romane
Es sind die folgenden drei Karlsson-Bücher erschienen:
• Karlsson vom Dach (schwedisch: Lillebror och Karlsson på taket, 1955): Die Geschichte beginnt damit, dass Karlsson sich mit dem 7-jährigen Svante Svantesson, genannt Lillebror (schwedisch für kleiner Bruder), anfreundet. Gemeinsam fliegen sie durch das Stockholmer Vasaviertel, beobachten die Nachbarn und spielen ihnen Streiche. Auch zwei etwas tollpatschigen Einbrechern. Die Familie Lillebrors, zu der neben den Eltern noch der 15-jährige Birger und die 14-jährige Betty gehören, glauben zunächst, die Geschichten über Karlsson seien Hirngespinste Lillebrors, die er sich ausgedacht hat, weil er nicht den ersehnten Hund bekommt. Erst am Ende des ersten Buches machen die Familie und die Freunde Lillebrors die Bekanntschaft Karlssons. Die Eltern bestehen darauf, dass Karlssons Existenz ein Geheimnis bleiben muss, weil sonst die Presse das Haus belagern würde.
• Karlsson fliegt wieder (schwedisch: Karlsson på taket flyger igen, 1962): Im zweiten Buch sind Karlsson und Lillebror allein mit der Haushälterin Frau Bock, die von Karlsson „Hausbock“ genannt wird. Sie ist das bevorzugte Ziel für Karlssons Streiche. Sie erkennt jedoch nicht seine Besonderheit, sondern hält ihn für einen ungezogenen Schulkameraden Lillebrors. Auch sein Propeller beeindruckt sie nicht - sie hält ihn für ein Kinderspielzeug.
• Der beste Karlsson der Welt (schwedisch: Karlsson på taket smyger igen, 1968): Im dritten Buch wird Karlsson von Fremden gesehen und eine Zeitung setzt eine Belohnung aus „für denjenigen, der diesen brummenden Gegenstand einfängt“. Auch die Einbrecher aus dem ersten Buch wollen sich das ausgelobte Geld verdienen. Lillebror lebt nun in Angst, Karlsson dagegen bleibt unbeschwert. Am Ende spaziert er zur Redaktion und holt sich selbst die Belohnung ab.
Die Bilder in den Büchern stammen von der estnisch/schwedischen Illustratorin Ilon Wikland.
Filme, Hörbuch und Hörspiele
• 1974 wurden die Karlsson Bücher zunächst als Spielfilm Karlsson auf dem Dach mit Mats Wikström (Karlsson vom Dach) und Lars Söderdahl (Lillebror) verfilmt (Regie: Olle Hellbom, Musik: Georg Riedel). Später erschien diese Version als vierteilige Fernsehserie.
• 1992 brachte die Deutsche Grammophon ein von Astrid Lindgren persönlich gelesenes Hörbuch auf den Markt.
• 2002 erschien ein Zeichentrickfilm Karlsson vom Dach (Regie: Vibeke Idsøe) (deutsche Premiere: 20. Februar 2003).
• Hörspiele erschienen bei Karussell und fontana.

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Die Märchen der Brüder 1
Die Märchen der Brüder 2
Die Märchen der Brüder 3
Die Märchen der Brüder 4
Die Märchen der Brüder 5
Die Märchen der Brüder 6
Die Märchen der Brüder 7
Erich Kästner
Heinrich Hoffmann
Joachim Masannek
Johann Wolfgang von Goethe
Jutta Richter
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